Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst,
ich habe dich bei deinem Namen gerufen,
du bist mein.
  Jes. 43,1
 
 
  Rudolf Kapp
 
  * 6. August 1927             † 16. August 2021
 
 
  In Liebe und Dankbarkeit
  Rolf Kapp 
Horst Kapp
 
St.-Cajetan-Straße 14, 81669 München
 
 
  Die Trauerfeier fand am 15. September um 10:30 auf dem Ostfriedhof in München statt.
 
 

 
 
  Liebe Verwandten, liebe Freunde,
liebe Kollegen (von Papa und mir),
liebe Bekannten und liebe Nachbarn,


zunächst einmal danke, dass Ihr Euch die Mühe gemacht habt, diese Seite im Internet aufzurufen.

So eine Trauerkarte lässt leider wenig Raum für Menschliches und Details. Deswegen habe ich diesen etwas ungewöhnlichen Weg geschaffen, Euch mehr Information zukommen zu lassen.



Was ist geschehen?

Am Morgen des 16. Augusts ist mein lieber Papa nach normaler Nacht nicht mehr aufgewacht.

Laut Aussage des Doktors ist sein Herz einfach stehen geblieben.

Was für ein Segen, wenn man sein Leben so friedlich, so schmerzlos und ohne Leiden beenden darf.

Kein Krankenhaus zum Schluss, keine hektischen Menschen - nein, alles in Ruhe im vertrauten Bett.

Ihr könnt Euch vorstellen, was für ein Schock es für mich war, als gegen 9 Uhr die Pflegeleitung des Altersheims bei mir anrief und mitteilte, dass sie den Papa "ohne Vitalzeichen" aufgefunden hätten.

Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
Und doch erfüllt es mich mit großer Erleichterung und Dankbarkeit, dass dem Papa all die schlimmen Möglichkeiten, die ich für sein Sterben befürchtet hatte, erspart geblieben sind.

Im wahrsten Sinne des Wortes: Gott sei Dank!

Seinen 94. Geburtstag hatten wir zehn Tage zuvor in der Cafeteria des Altersheims gefeiert. Da war er noch völlig zufrieden, glücklich und ohne alle Hinweise auf das Kommende.

Welch ein Geschenk!



Vielleicht hattet Ihr den Papa lange Zeit nicht mehr gesehen. Deswegen habe ich hier für Euch das letzte Foto, das ich Ende Juli von ihm machen konnte.

Wir saßen mal wieder gemeinsam bei Kaffee und Kuchen vor dem Altersheim.
Entweder ein Kind oder eine seiner netten Pflegerinnen ging vorbei und bekam einen lieben Gruß von Papa.
Das Bild zeigt so schön, wie er bis zum Schluss war: Obwohl ihm sein Kurzzeitgedächtnis ja fast völlig abhanden gekommen war, hat er sich seinen freundlichen, immer kooperativen Charakter, seine (ingenieur-mäßige) Neugier und seinen Humor stets bewahren können. Damit war er nicht nur beim Personal des Pflegeheims, sondern vor allem bei den älteren Bewohnerinnen recht beliebt.
(Da gab es sogar kleine Eifersüchteleien.)



Zur Erinnerung ein kurzer Lebenslauf:

Paul Rudolf wurde in (Wuppertal-)Barmen als erstes von drei Kindern des Ehepaares Paul und Henni Kapp geboren.
Vater Paul war Schreinermeister, Mutter Henni - wie damals üblich - Hausfrau und Mutter.
Bruder Horst und Schwester Eva (†) folgten ihm mit jeweils drei Jahren Abstand.

Aufgewachsen ist er unter den besonderen Gegebenheiten des Dritten Reiches.

Im Sommer 1943 "durfte" er das Gymnasium unterbrechen, um Flakhelfer zu werden. Trotz schwerer Verwundung am Bein, Lazarett und Kriegsgefangenschaft konnte er aber in einem Notlehrgang sein Abitur noch nachmachen.

Im Herbst 1948 erhielt er nach zweijähriger Lehrzeit seinen Gesellenbrief als Maschinenschlosser.

Das Studium der Elektrotechnik an der RWTH Aachen begann mit einen "Trümmersemester" und endete 1952.
In dieser Zeit hat er nicht nur viele langlebige Freundschaften geschlossen, sondern auch im Chor der evangelischen Studentengemeinde ein nettes Wuppertaler Mädchen namens Doris kennengelernt, das er im Sommer 1953 geheiratet hat.

Obwohl er - nach eigener Aussage - eigentlich lieber in eine kleine Firma eintreten wollte ("Da kann man mehr bewirken."), hat Papa sein gesamtes Arbeitsleben bei Siemens verbracht. Zunächst in Köln, lange Zeit in Bonn und ab 1968 in Essen und Dortmund - bis zu seiner Pensionierung in den 90ern. Aber auch in diesem "großen Laden" hat er allerhand bewirkt und manchen guten Freund gefunden.

Neben seiner verantwortungsvollen und sicher zeitaufwändigen Arbeit galt seine ganze Fürsorge und Liebe der Mutti und mir.
Ab 1968 engagierte er sich auch in den jeweils örtlichen Kirchengemeinden und bis zur Wende auch für die DDR-Patengemeinden in Michendorf und Stücken (Brandenburg).
Ein kleines Hobby hatte er aus mir unbekannten Gründen in der "christlichen Seefahrt" (Handels-Schiffahrt) gefunden. Daraus entstanden nicht nur eine kleine Briefmarkensammlung mit Schiffsmotiven, sondern auch die beide großen Seereisen (1966 mit Frachtschiff in die Karibik, 1991 mit Containerschiff nach Australien), eine Ostsee-Kreuzfahrt (bis St. Petersburg) sowie zwei kleine Fluss-Kreuzfahrten (von Frankfurt nach Passau, von Dresden nach Hamburg). Mutti und ich haben ihn – außer auf der vierwöchigen Australien-Reise – jeweils begleitet. Nach Australien war seine vor wenigen Jahren schon verstorbene Schwester Eva mit dabei.

Die erste gemeinsame Wohnung mit meiner Mutter bezogen die beiden in Bornheim bei Bonn, wo auch ich meine ersten Schrittchen gemacht habe. 1960 kam der Umzug ins eigene Reihenhäuschen in Brühl bei Köln. Aufgrund seiner Versetzung nach Essen zogen wir drei Kapps 1968 nach Ratingen-Hösel um. Da das große Haus dort nach meinem Wegzug Richtung München (1982) für die beiden Jung-Senioren mittlerweile doch etwas groß war, beschlossen sie 2002 den letzten Platzwechsel nach München anzustreben. Glücklicherweise war ganz in meiner Nähe eine Wohnung zu erwerben. Leider starb Mutti schon 2011 an Leukämie, Papa blieb allein in dieser Wohnung, bis er 2019 aufgrund seiner gesundheitlichen Einschränkungen einen Platz im Pflegeheim brauchte. Den fanden wir kaum 500m entfernt, so dass ich nicht nur täglich per Telefon, sondern auch durch häufige Besuche mit ihm bis zum Schluss verbunden bleiben konnte und durfte.



Vatis Wunsch:

In einer Mappe fand ich bei Papas Unterlagen drei ausgeschnittene Todesanzeigen, fast 20 Jahre alt. Offensichtlich hatten sie ihm einmal gefallen.

Einen der Texte darin möchte ich aufgreifen. Es ist eine Aussage des Theologen Dr. Dietrich Bonhoeffers, die für die Trauerkarte zu lang gewesen wäre:

"Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines Menschens ersetzen kann, und man soll das auch gar nicht versuchen; man muss es einfach aushalten und durchhalten. Das klingt zunächst sehr hart, aber ist doch zugleich ein großer Trost, denn, indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander verbunden. Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er füllt sie gar nicht aus, sondern er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt und hilft uns dadurch, unsere echte Gemeinschaft miteinander - wenn auch unter Schmerzen - zu bewahren.

Je schöner und voller die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht mehr wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich."


Ganz in diesem Sinne habe ich für die Trauerkarte den hellen (nicht trostlos schwarzen) Stil übernommen, den sich meine Eltern 2011 anlässlich des bevorstehenden Todes der Mutti ausgesucht hatten.



Der letztenendes so positiven Aussage Bonhoeffers folgend hatte ich Euch am Mittwoch, dem 15. September, eingeladen, mit mir den Papa auf seinem allerletzten Weg zu begleiten.
Um 10:30 starteten wir mit einer Andacht in der Aussegnungshalle am Krematorium des Münchner Ostfriedhofs. Anschließend brachten wir seine Urne zu der Urnennische, wo auch die Urne der vor 10 Jahren schon vorausgegangene Mutti Doris liegt.
Im Anschluss trafen wir uns zu einem Beisammensein mit Gespräch, Gebet und Mittagessen in einem von Papas Lieblingsrestaurants.

Ich habe mich über alle lieben Menschen, jung und alt, sehr gefreut, die zu Papas letztem Abschied gekommen waren. Vielen Dank Euch allen!
Leider war der Weg für den größten Teil der Verwandten einfach zu weit. Aber ich bin natürlich keinem böse, dem im z.T. hohen Alter 1000 Kilometer für einen kurzen Besuch zu beschwerlich waren.
Danke, dass Ihr an Papa gedacht und für ihn gebetet habt.

Wer gerne mit mir noch über Papa reden möchte, kann mich üblicherweise abends ab 8 unter meiner bekannten Telefonnumer (siehe Telefonbuch) erreichen.

An dieser Stelle möchte ich mich auch nachträglich bei allen bedanken, die mir durch geschriebene oder gesprochene liebe Worte Trost und Zuversicht gegeben haben.







PS: Wer gerne anstelle einer Kranzspende etwas Gutes tun möchte, kann der DGzRS, der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, eine Spende zukommen lassen, wie Papa dies auch oft getan hat:
DGzRS, Sparkasse Bremen, IBAN: DE36 2905 0101 0001 0720 16, BIC: SBREDE22